Oberhäupter



Ci siamo fermati qui perché è la nostra terra

(wir bleiben, weil es unser Land ist)





Die sizilianische Mafia-Kommission, auch bekannt als Kuppel (cupola) oder einfach als Kommission, ist eine Versammlung der wichtigsten Oberhäupter der sizilianischen Cosa Nostra; diese dient dazu, wichtige Entscheidungen zu treffen und interne Streitfragen auf friedlichem Weg zu lösen. Die Kommission wurde Mitte der 1950er Jahre nach amerikanischem Vorbild (siehe dazu auch  Cosa Nostra: Die Kuppel) gegründet. 

Dabei war sie weder als Regierungsorgan der Cosa Nostra noch als eine Vertretung aller sizilianischen Mafia-Familien angelegt, sondern laut den Worten des späteren Kronzeugen und Pentito Tommaso Bruscetta ein „Instrument der Mäßigung und des inneren Friedens.“  Sie sollte auch als Gegengewicht zur Macht der Bosse über ihre jeweilige Familie wirken. Zunächst wurde sie nur für die Provinz Palermo eingerichtet; später sollten ähnliche Einrichtungen für die Provinz Catania, die Trapani, die Provinz Caltanisetta, die Provinz Agrigento sowie für die Provinz Enna folgen. 1975 wurde auch eine Interprovinzialkommission unter dem Namen Region für ganz Sizilien eingerichtet.


Die wahre Macht der Mafia ist ihr ungeheureres Barkapital 






Die erste Kommission von 1958 bis 1963

Die erste Kommission bestand aus den folgenden Männern, die jeweils ein "mandamento" (das Territorium von jeweils drei Familien) vertreten:


Salvatore Greco für den Clan Ciaculli mandamento (Palermo), 
Sekretär der Kommission



Salvatore La Barbera 
Palermo-Zentrum mandamento



Francesco Sorci 
Clan Santa Maria di Gesù mandamento (Palermo)
Consigliere der Cupola



Antonio Matranga 
mandamento (Palermo)




Mariano Troia 
Clan San Lorenzo mandamento (Palermo)



Michele Cavataio
Clan Acquasanta mandamento (Palermo)



Calcedonio Di Pisa 
Clan Noce mandamento (Palermo)




Salvatore Manno
Clan Boccadifalco mandamento (Palermo)



Mario Di Girolamo 
Clan Corso Calatafimi mandamento (Palermo)



Cesare Manzella (vorn)
Clan Cinisi mandamento




Giuseppe Panno
Clan Casteldaccia mandamento




Antonio Salamone 
Clan San Giuseppe Jato mandamento





Das Triumvirat von 1969 bis 1974

Nach dem ersten Mafiakrieg von 1962/1963 und dem anschließenden Verfolgungsdruck durch die italienischen Strafbehörden wurde die Kommission für einige Jahre aufgelöst. Im Jahr 1969 wurde zunächst ein provisorisches dreiköpfiges Triumvirat eingerichtet. Es bestand aus den folgenden Bossen, die als die mächtigsten Anführer der Cosa Nostra galten:


Gaetano Badalamenti 
Cinisi mandamento



Stefano Bontade
Santa Maria di Gesù mandamento (Palermo)



Luciano Liggio 
Corleone mandamento, 
häufig vertreten durch seine rechte Hand Salvatore Riina





Die Kommission in den Jahren von 1974 bis 1977

1974 wurde die Kommission wieder regulär hergestellt; wie schon in den vergangenen Jahren des Triumvirats, waren die Mitglieder jetzt zugleich die Bosse der vertretenen Familien.

Gaetano Badalamenti für das Cinisi mandamento, Sekretär der Kommission

Stefano Bontade für das Santa Maria di Gesù mandamento (Palermo)

Luciano Liggio für das Corleone mandamento, vertreten durch Salvatore Riina, da Liggio 1974 in Mailand verhaftet worden war

Rosario Di Maggio für das Passo di Rigano mandamento (Palermo)

Michele Greco für das Ciaculli mandamento (Palermo)

Rosario Riccobono für das Partanna mandamento (Palermo)

Giuseppe Càlo für das Porta Nuova mandamento (Palermo)

Salvatroe Saglione für das Noce mandamento (Palermo)

Filipo Giacalone für das San Lorenzo mandamento (Palermo)

Nenè Giraci für das Partinico mandamento

Antonio Salamone für das San Giuseppe Jato mandamento, häufig vertreten durch Bernardo Brusca (Vater von Giovanni Brusca) weil Salamone sich meist in Sao Paulo in Brasilien aufhielt





Die Kommission von 1978

1978 wurde Gaetano Badalamenti auf Initiative der Corleoneser aus der Cosa Nostra ausgeschlossen. Sein Nachfolger als Sekretär der Kommission wurde Michele Greco. Innerhalb der Cosa Nostra kam es zu dieser Zeit zur Spaltung in zwei Machtblöcke; der dominierende Block bestand aus den Corleonesern, die mit den mächtigen Grecos, mit Giuseppe "Pippo" Calò, Nenè Geraci, Francesco Madonia, Ignazio Motisi sowie mutmaßlich auch Salvatore Scaglione verbündet waren. 

Die Minderheitenfraktion wurde durch Stefano Bontade, Salvatore Inzerillo, Rosario Riccobono sowie Calogero Pizzuto repräsentiert. Auch Antonio Salamone sympathisierte mit dieser Fraktion, allerdings nicht offen; Salamones Stellvertreter, die Bruscas, wiederum waren eng mit den Corleonesern verbündet und unterstützten diese auch. Die dominierenden Corleoneser trafen gemeinsam mit ihren Verbündeten mehrfach Entscheidungen, von denen Bontade, Inzerillo und Riccobono nichts oder erst im Nachhinein erfuhren.


Michele Greco 
Ciaculli mandamento (Palermo), 
Sekretär der Kommission / Consigliere



Salvatore Riina und Bernardo Provenzano 
abwechselnd für das Corleone mandamento
Salvatore Riina



Stefano Bontade 
Santa Maria di Gesù mandamento (Palermo)



Salvatore Inzerillo 
Passo di Rigano mandamento (Palermo)



Giuseppe Calò 
Porta Nuova mandamento (Palermo)



Rosario Riccobono
Partanna mandamento (Palermo)



Salvatroe Saglione  
Noce mandamento (Palermo)



Francesco Madonia
Resuttana mandamento (Palermo)



Ignazio Motisi 
Pagliarelli mandamento (Palermo)



Nenè Giraci 
Partinico mandamento



Antonio Salamone 
San Giuseppe Jato mandamento, 
häufig vertreten durch Bernardo Brusca




Calogero Pizzuto 
Provinz Agrigento 







Die Kommission von 1982


Im Zweiten Mafiakrieg von 1981-1983 vernichteten die Corleoneser ihre Gegner Bontade und Inzerillo und deren Anhänger. Auch Rosario Riccobono, der gleich zu Beginn des Krieges zu den Corleonesern übergelaufen war, wurde von ihnen Weihnachten 1982 ermordet. Salamone stellte sich freiwillig der Polizei, da er ohne Bontades Rückhalt seine Position nicht gegen die Bruscas halten konnte und ihm die Ermordung drohte. Viele Mandamenti wurden neu geformt. 

Die Kommission wandelte sich unter der direkten Herrschaft der Corleoneser (noch mehr als bis dahin) von einer demokratischen Versammlung weg hin zu einem Organ, mit dem die herrschende Gruppe ihren Willen durchsetzen konnte. Auch der Posten des Sekretärs wandelte sich zunehmend von der eines ausgleichenden „Moderators“ zu einem autoritären Chef der Kommission, dies insbesondere nachdem Salvatore Riina den Posten einnahm, als Michele Greco im Jahr 1986 verhaftet werden konnte.

Salvatore Riina und Bernardo Provenzano meist abwechselnd für das Corleone mandamento, Riina nach 1986 als Vorsitzender. Bernardo Provenzano war Anfang 1993 nach dem Tod von Luciano Liggio und der Verhaftung von Toto Riina an die Spitze der sizilianischen Cosa Nostra aufgestiegen. "Er schießt wie ein Gott, schade nur, dass er das Gehirn eines Huhns hat", soll Liggio einmal über Provenzano gesagt haben.


Salvatore Riina und Bernardo Provenzano meist abwechselnd für das Corleone mandamento, Riina nach 1986 als Vorsitzender.

Riina

Provenzano


Michele Greco und Pino Greco 
Ciaculli mandamento (Palermo), 
Michele Greco bis zu seiner Verhaftung 1986 als Sekretär.
Michele Greco


Pino Greco



Giuseppe Calò 
Porta Nuova mandamento (Palermo)




Rosario Riccobono 
Partanna mandamento (Palermo)
Rosario Riccobono



Francesco Madonia 
Resuttana mandamento (Palermo)



Andrea Di Carlo 
Altofonte mandamento




Nenè Giraci  
Partinico mandamento


Bernardo Brusca 
San Giuseppe Jato mandamento



 Giovani Scaduto 
Bagheria mandamento



Mariano Agate 
Mazaro de Vallo mandamento (Provinz Trapani)







Die Kommission von 1992

Die Kommission von 1992, die die Morde an Giovanni Falcone und Paolo Borsellino beschloss. Als die Corleoneser 1992 begannen, gegen den Staat Krieg zu führen, war Brusca bereits einer der profiliertesten Killer der Gruppierung; so hatte er den Boss der Familie von Alcamo, Vincenzo Milazzo, ermordet, als dieser begann, sich Riina zu widersetzen. Giovanni Brusca war es auch, der rund 400 Kilogramm Sprengstoff für das Attentat auf den Juristen und Mafiajäger Giovanni Falcone in Waschpulvertonnen verpackte und in ein Abflussrohr unter der Autobahn bei Palermo deponierte. Die von ihm selbst gezündete Bombe tötete den Richter, seine Frau und drei seiner Leibwächter am 23. Mai 1992 in Capaci nahe Palermo. Auch bei dem Mord an Paolo Borsellino war Giovanni Brusca beteiligt; im Herbst 1992 erschoss er abends Ignazio Salvo, der sich in den letzten Jahren ebenso wie Salvo Lima als unfähig herausgestellt hatte, die Cosa Nostra vor Verfolgung zu schützen. Beide Morde geschahen im Auftrag von Salvatore Riina.

Als einer der schlimmsten Mafia-Killer galt Giovanni Brusca, der mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln von der Italienischen Justiz gejagt wurde...


Giovanni Brusca

Es kam zu einer energischen Reaktion des italienischen Staates und 1993 konnte Riina verhaftet werden. Daraufhin begannen die Corleoneser und Brusca auf dem italienischen Festland terroristische Anschläge durchzuführen. In Florenz, Mailand und Rom explodierten Bomben, töteten und verletzten dutzende Menschen und richteten einen Sachschaden in Millionenhöhe an. Nachdem auch Riinas Nachfolger Leoluca Bagarella 1995 verhaftet werden konnte, wurde die Praxis der Attentate und Anschläge vom neuen Boss Provenzano jedoch aufgegeben; er verordnete eine "Pax Mafiosa".

Giovanni Brusca war auch derjenige, der den Sohn von Santino Di Matteo, welcher mit der Polizei kooperierte, entführte, als der Junge elf Jahre alt war. Zwei Jahre und drei Monate hielten er und Angehörige seines Clans das Kind in einem Schuppen gefangen und spielte dem Vater Fotos zu, um diesen zu zwingen, seine Zusammenarbeit mit den Behörden zu beenden. Schließlich ließ Brusca den inzwischen 14-jährigen Jungen erwürgen und die Leiche in Säure auflösen, da alle Drohungen gegen Di Matteo erfolglos geblieben waren und dieser auf seinen Aussagen beharrte. Brusca selbst gab Jahre später an, die Entführung markierte für ihn den Beginn des Niedergangs der Corleoneser; durch die grausame Tat sei nichts erreicht worden.

1996 umzingelten 400 Polizisten das Haus in der Provinz Agrigent, in dem Giovanni Brusca sich mit seiner Familie versteckt hielt und verhafteten ihn. Bald begann er, mit den Behörden zu kooperieren. Danach gestand er, er habe „viel mehr als hundert, aber sicher weniger als zweihundert“ Menschen getötet. Giovanni Bruscas Spitzname war als mammasantissima - ein furchtbarer Mafioso, und als lo scannacristiani "der Mann, der den Menschen den Hals durchschneidet" bekannt.("Das Wort „Christ“ist im Sizilianischen gleichbedeutend mit „Mensch“, in der Mafia jedoch bedeutet es „Ehrenmann“.


Giovanni Falcone / Richter - ermordet
 Paolo Borsellino / Richter und Mafiajäger - ermordet
Am 23. Mai 1992 wurden beim Attentat von Capaci Giovanni Falcone selbst, seine Frau Francesca Morvillo, ebenfalls Richterin am Jugendgericht, sowie deren Leibwächter Antonio Montinaro, Vito Schifani und Rocco di Cillo ermordet.




Salvatore Riina 
Vorsitzender der Kommission




Bernardo Provenzano 
Corleone mandamento



Salvatore Cancemi
Porta Nuova mandamento (Palermo), 
als Stellvertreter für den inhaftierten.



Raffaele Ganci für das Noce mandamento (Palermo)
Raffaele Ganci


Pietro Aglieri 
Santa Maria di Gesù-Guadagna mandamento (Palermo) 



Francesco Madonia und dessen Sohn 
Resuttana mandamento (Palermo)




Matteo Motisi 
Pagliarelli mandamento (Palermo)



Giuseppe Graviano oder Filippo Graviano 
Brancaccio mandamento (Palermo), 
als Stellvertreter für den inhaftierten Giuseppe Lucchese



Salvatore Biondino
San Lorenzo mandamento (Palermo),
 als Stellvertreter für den inhaftierte Giuseppe Gambino



Michelangelo La Barbera
Passo di Ragano-Boccadifalco mandamento (Palermo), 
als Stellvertreter für den inhaftierten Salvatore Buscemi



Giovanni Brusca  
San Giuseppe Jato mandamento, 
als Stellvertreter für seinen inhaftierten Vater Bernardo Brusca



Giuseppe Montalto 
Villabate mandamento, 
als Stellvertreter für seinen inhaftierten Vater Salvatore Montalto




Antonino Giuffrè 
Caccamo mandamento



Nenè Geraci 
Partinico mandamento




Benedetto Spera 
Belmonte Mezzagno mandamento



Giuseppe Farinella 
San Mauro Castelverde mandamento





Das Direktorium

Infolge der Attacke auf den italienischen Staat schlug dieser entschlossen zurück; die meisten Angehörigen der Kommission wie auch der "Boss der Bosse" Salvatore "Totò" Riina selbst konnten verhaftet werden. Sein Nachfolger Bernardo Provenzano berief Ende der für die Cosa Nostra chaotischen 1990er Jahre anstelle der Kommission ein Direktorat, das aus den folgenden Bossen bestand:

Bernardo Provenzano - Antonio Giuffrè - Salvatore Lo Piccolo - Benedetto Spera - Vincenzo Virga - Matteo Messina Denaro - Andrea Manciaracina - Giuseppe Balsamo und Salvatore Rinella



Aktuelle Situation 2010

Im Jahr 2009 wurden von der italienischen Polizei 89 Verdächtige festgenommen und damit der Versuch unterbunden, die Kommission neu zu gründen. Die neue Kommission dürfte nach meinen neuesten Recherchen aus folgenden aus Mitgliedern bestehen, auch wenn der eine oder andere bereits in Haft sein sollte:



Benedetto Capizzi

Gaetano Lo Presti

Antonio Lo Nigro

Metteo Messina Denaro

Luigi Caravallo

Gaetano Fidanzati 

Giovanni Nicchi

Giovanni Adelfio

Antonio Spera

Rosario Lo Bue 

Giuseppe Scaduto

Gregorio Agrigento

Francesco Bonomo

Antonio Teresi




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